Garrett wünscht sich, er wäre ein bisschen Raab
Star-Geiger David Garrett hält sich ungeeignet für eine längere Auszeit - daher hat er großen Respekt vor Stefan Raab. «Ich könnte nicht ein einziges Jahr ruhig sitzen und nichts tun. Stefan Raab hat daher meinen größten Respekt, dass er fast zehn Jahre lang den Stecker gezogen hatte. Dass er einfach mal weg war. Das finde ich großartig», sagte der Violinist der Deutschen Presse-Agentur.
Er wünschte, dass er das selbst auch könne - vor allem, wenn er sich ausgelaugt fühle, sagte Garrett. Das sei bislang aber nicht in seiner Lebensplanung vorgesehen. «Da müsste schon etwas Körperliches mit mir passieren oder etwas Psychisches.»
Stefan Raab hatte sich 2015 als TV-Moderator («TV total») verabschiedet und weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Mitunter wirkte er hinter den Kulissen weiter - zu Gesicht bekamen ihn die Zuschauer aber nicht. Mitte September beendete er dann nach fast zehn Jahren seine Bildschirm-Abstinenz. Er moderiert wieder eine Sendung (bei RTL+).
Eine innere Stimme, die quälen kann
Auf die Frage, woher er die Energie nimmt, jeden Tag weiter an der Karriere zu arbeiten, sagte Garrett: «Tja, man kann sagen: Das liegt auch an meiner traumatischen Kindheit.» In ihm gebe es eine Stimme, die ihm sage: Du bist noch nicht gut genug, das geht noch besser. Er glaube, dass das schon in jungen Jahren bei ihm angelegt worden sei. «Ich höre diese Stimme auch heute noch. Und je erfolgreicher man wird, desto lauter ist sie», sagte er.
Garrett, heute 44 Jahre alt, wurde in Aachen geboren. Schon in jungen Jahren gewann der Sohn eines deutschen Juristen und einer amerikanischen Tänzerin seinen ersten Wettbewerb. Seit Jahren tritt er vor großem Publikum auf und hat Millionen Platten verkauft. Am Freitag erschien sein neues Album «Millennium Symphony».
Einerseits wäre er ohne diese innere Stimme bei Weitem nicht so erfolgreich, sagte Garrett. Andererseits sei sie aber auch ein Fluch. «Weil es natürlich niemals Entspannung oder Urlaub gibt für den Kopf», sagte er. Auch das Gefühl richtiger Zufriedenheit habe er nie.
Zuletzt hatte der Star-Geiger auch mit Aussagen zur Work-Life-Balance für Aufsehen gesorgt. Um etwas Ultimatives zu schaffen, müsse man «bluten», hatte er gesagt. Er glaube nicht, dass man mit Work-Life-Balance eine große Karriere machen könne.
«Da ist Work-Life-Balance der falsche Ansatz»
Er nimmt nichts davon zurück. «Ich habe nicht ganz verstanden, warum das so hohe Wellen geschlagen hat», sagte Garrett. «Das Modell Work-Life-Balance hat seine Wertigkeit. Aber man kann nicht erwarten, dass man damit erfolgreich ist. Zumindest nicht mit der Definition von Erfolg, die ich habe», erklärte er. Seine Definition sei, in seinem Bereich - der Musik - ganz oben zu sein und möglichst viele Menschen zu erreichen.
«Ich will, dass meine Konzerte ausverkauft sind. Ich will mich aber auch musikalisch weiterentwickeln.» Da sei Work-Life-Balance «der falsche Ansatz», sagte er. «Aber jeder muss das für sich selbst entscheiden.»
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