Ganz schön abgehoben: Die Luftverkehrssteuer und ihre Folgen, © shutterstock / LUMIKK555
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Ganz schön abgehoben: Die Luftverkehrssteuer und ihre Folgen

23.05.2024

Seit 2011 erhebt Deutschland die sogenannte Luftverkehrssteuer auf Passagierflüge. Diese Steuer, auch Ticketsteuer genannt, betrifft alle Fluggäste, die von deutschen Flughäfen abheben. Die Fluggesellschaften dürfen die Steuer direkt an die Passagiere weitergeben, was dazu führt, dass Flugtickets teurer werden. Zum 1. Mai 2024 ist diese Steuer erneut erhöht worden, was Auswirkungen auf die Preise und das Flugverhalten haben könnte.

Staatseinnahmen durch die Ticketsteuer: Ein Gewinn vor Allem für den Fiskus

Ein wesentlicher Vorteil der Ticketsteuer ist die Generierung erheblicher Staatseinnahmen. Allein im Jahr 2023 brachte die Luftverkehrssteuer dem Bund rund 1,5 Milliarden Euro ein. Zum Vergleich: Diese Einnahmen liegen etwas über den Einnahmen aus der Kaffeesteuer und knapp unter denen der Alkoholsteuer. Diese zusätzlichen Mittel können in verschiedene öffentliche Projekte und Initiativen fließen.

Umweltziele der Ticketsteuer: Weniger Flüge, geringere Emissionen?

Die Ticketsteuer verfolgt auch ökologische Ziele. Durch die Erhöhung der Flugpreise soll die Anzahl der Flüge und somit die Emissionen von CO2, Stickoxiden, Kohlenmonoxid und Feinstaub reduziert werden. Die Idee dahinter: Teurere Tickets könnten potenzielle Passagiere abschrecken, was zu einem Rückgang der Flüge und damit zu weniger Umweltbelastung führen könnte. Die Luftverkehrsbranche kritisiert jedoch diese Maßnahme, da sie sinkende Einnahmen befürchtet.

Überflieger oder Bauchlandung: Realistische Effekte auf das Flugverhalten

Obwohl die Ticketsteuer theoretisch dazu beitragen soll, die Anzahl der Flüge zu reduzieren, zeigen bisherige Erfahrungen ein anderes Bild. Nach der Einführung der Steuer im Jahr 2011 sind die Passagierzahlen nicht gesunken, sondern sogar gestiegen. Selbst mit der jüngsten Steuererhöhung ist es unwahrscheinlich, dass Reisende wegen einer Preiserhöhung von drei bis dreizehn Euro auf Flüge verzichten werden. Geschäftsreisende und andere weniger preissensible Kunden sind bereit, höhere Preise zu zahlen.

Algorithmen und Preisgestaltung: Clever kalkuliert

Fluggesellschaften nutzen Algorithmen, um die Preisbereitschaft der Passagiere optimal zu nutzen. Diese Algorithmen sorgen dafür, dass den Passagieren Preise angezeigt werden, die sie auch zu zahlen bereit sind. Dadurch können Preiserhöhungen gezielt an weniger preissensible Kunden weitergegeben werden, ohne die Gesamtnachfrage signifikant zu beeinflussen.

Ökologischer Nutzen: Kaum spürbare Veränderungen

In der Realität bleibt der ökologische Nutzen der Ticketsteuer begrenzt. Selbst wenn einige Passagiere wegen der höheren Preise auf ihre Reise verzichten, starten Flugzeuge oft nicht voll besetzt. Ein halbvoller Flug erzeugt nahezu die gleichen Emissionen wie ein vollbesetzter. Daher führt die Ticketsteuer nicht zwangsläufig zu einer nennenswerten Reduktion der Flugemissionen.

Fazit: Gut gedacht, mangelhaft gemacht

Die Luftverkehrssteuer ist ein komplexes Instrument mit sowohl finanziellen als auch ökologischen Zielen. Während sie erhebliche Staatseinnahmen generiert, bleibt ihr Einfluss auf das Flugverhalten und die Umwelt begrenzt. Dennoch bleibt sie ein wichtiger Bestandteil der deutschen Steuerlandschaft, der weiterhin für Diskussionen sorgt – in der Sache ist der Gedanke, weniger zu fliegen, der Richtige. Im Detail bleiben die Erfinder aber die Antwort schuldig, mit welchen Alternativen eine Trendumkehr erreicht werden kann. So wird Fliegen, etwa für unseren Urlaub, stetig teurer – doch weder sinken die Fluggastzahlen, noch die Emissionen relevant.