Der Junge habe sich freiwillig in den Bus gesetzt: Mann bestreitet mutmaßliche Kindesentführung, © Jannick Hess
Drei Bauarbeiter die zufällig am Tatort waren verhinderten wohl die Entführung des Jungen. Zeki (mitte) zerrte erst den Täter und dann den Jungen aus dem Fahrzeug. Jannick Hess
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Der Junge habe sich freiwillig in den Bus gesetzt: Mann bestreitet mutmaßliche Kindesentführung

20.03.2024

Nach dem mutmaßlichen Entführungsversuch eines zehnjährigen Jungen in Böblingen versucht ein Gericht, eine Erklärung für den aufsehenerregenden Fall zu finden. Der 52-Jährige aus Böblingen hatte den Jungen laut Staatsanwaltschaft im vergangenen Oktober nach kurzem Streit um ein Handy vor den Augen seines Schulkameraden an einer Baustelle in seinen Kleinbus gezerrt. In der wahnhaften Vorstellung des Mannes würden Kinder von ihren Eltern angestiftet, ihn zu fotografieren, sagte der Staatsanwalt am Mittwoch zum Auftakt des Prozesses.

Vorwurf Freiheitsberaubung

Vor dem Stuttgarter Landgericht wird dem gelernten Schlosser unter anderem Freiheitsberaubung vorgeworfen. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft ist er schuldunfähig. Die Stuttgarter Anklagebehörde will über ihre Antragsschrift erreichen, dass er in einer Psychiatrie behandelt wird. Die Kammer will noch rund ein halbes Dutzend Mal verhandeln und wahrscheinlich Anfang Juni ein Urteil verkünden.

Der damals 51-Jährige soll den Jungen an einem Morgen Ende Oktober angesprochen und in einen VW-Bus gezerrt haben. Bauarbeiter in dem Industriegebiet am Ortsrand von Böblingen hatten jedoch laut Antrag der Anklagebehörde die Hilferufe des Jungen gehört und eingegriffen. Sie befreiten den Zehnjährigen, rissen den Autoschlüssel aus dem Zündschloss des Busses und hielten den Mann fest, bis die Beamten kamen. Ein dritter Arbeiter stellte seinen Bagger vor den Kleinbus, sodass der Mann nicht losfahren und fliehen konnte.

Der Mann bestreitet allerdings die Vorwürfe. Der Junge habe sich vielmehr freiwillig in den Bus gesetzt, er hätte auch jederzeit wieder aussteigen können. Gewalt habe er nie angewendet, sagte er vor Gericht aus.

© dpa-infocom, dpa:240319-99-394248/4