Alt-Erzbischof Zollitsch durch Missbrauchsbericht belastet
Der Bericht über sexuellen Missbrauch durch Geistliche im Erzbistum Freiburg belastet den früheren Erzbischof Robert Zollitsch (84). So habe Zollitsch während seiner Amtszeit das kanonische Recht - also das Kirchenrecht - im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen komplett ignoriert, sagte Eugen Endress, einer der Autoren des Reports, am Dienstag in Freiburg.
Endress nannte als Beispiel, dass ein Zölibatsverstoß eines Geistlichen bestraft wurde, während Missbrauch von Kindern und Jugendlichen kirchenrechtlich nicht geahndet worden sei. «Wir waren sprachlos.»
Zollitsch, früherer Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, hatte bereits in einem Video schwerwiegende Fehler und persönliche Schuld eingeräumt. «Er lag mit dieser Selbsteinschätzung richtig», sagte der pensionierte Richter Endress mit Blick auf die Äußerungen. Vor der Pressekonferenz kündigte Zollitsch über einen Sprecher an, sich nicht zu dem Abschlussbericht äußern zu wollen.
Der Vorgänger des amtierenden Erzbischofs Stephan Burger führte das Erzbistum Freiburg von 2003 bis 2013. Von Februar 2008 bis März 2014 war er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Von 1983 an war Zollitsch zwei Jahrzehnte lang Personalreferent im Erzbischöflichen Ordinariat gewesen. Mit rund 1,8 Millionen Katholiken gehört das Erzbistum zu den größten der 27 Diözesen in Deutschland.
Der Freiburger Report wurde von einer unabhängigen Arbeitsgruppe vorgestellt. Die sogenannte AG Aktenanalyse mit vier externen Fachleuten aus Justiz und Kriminalpolizei arbeitet seit 2019. Der Bericht soll aufzeigen, wie Vertuschung und Missbrauch in dem Erzbistum möglich waren. Es werden dafür 24 Missbrauchsfälle beispielhaft dargestellt.
Ähnliche Studien gab es auch schon in anderen Bistümern, etwa in Köln und München. In Rottenburg-Stuttgart berief Bischof Gebhard Fürst im Unterschied zu anderen Diözesen schon vor gut 20 Jahren eine unabhängige «Kommission sexueller Missbrauch» ein.
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