Migration polarisiert vor allem Rechte, Klimawandel Linke
Die Themen Migration und Klimawandel tragen laut einer Studie in zehn europäischen Ländern am meisten zu einer Polarisierung in der Gesellschaft bei.
«Generell sind Linke stärker polarisiert als Rechte. Beim Thema Zuwanderung jedoch zeigen sich Personen, die sich politisch rechts positionieren, stärker affektiv polarisiert», teilte das Forschungszentrum Mercator Forum Migration und Demokratie (MIDEM) an der Technischen Universität Dresden mit. Unter affektiver Polarisierung verstehen die Wissenschaftler, wenn sich Menschen in wichtigen gesellschaftspolitischen Fragen mit emotionaler Ablehnung begegnen.
«Italien weist generell das höchste Maß an affektiver Polarisierung auf, vor Griechenland und Ungarn. Im Gegensatz dazu sind die Befragten in den Niederlanden und Tschechien am wenigsten polarisiert.» Deutschland liege im Mittelfeld, hieß es. Im Zusammenhang mit Migration seien diejenigen am stärksten polarisiert, die den Zuzug von Ausländern begrenzen wollen. Im Zusammenhang mit Klimawandel seien es jene, denen die politischen Maßnahmen zur Bekämpfung nicht weit genug gingen, erklärte MIDEM-Direktor Hans Vorländer.
Ukraine-Krieg polarisiert vor allem in Tschechien
Das Thema «Umgang mit sexuellen Minderheiten» - dazu zählten die Forscher etwa Homo- oder Transsexuelle - polarisiere besonders in Italien, Spanien und Griechenland, lautete ein weiterer Befund. Frauen seien dabei sogar etwas stärker polarisiert als Männer. Der Krieg in der Ukraine polarisiere in Tschechien am stärksten. Viele tschechische Bürgerinnen und Bürger stünden der eigenen Regierung sowie deren Politik zur Unterstützung der Ukraine sehr kritisch gegenüber. Zuwanderung polarisiere nicht nur am stärksten, es habe auch das größte Spaltungspotenzial.
Die Studie basiert auf einer Umfrage, die in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov im Herbst 2022 in zehn EU-Mitgliedstaaten entstand. Rund 20.000 Menschen wurden zu Themen wie Krieg in der Ukraine, Corona-Pandemie, Klimawandel oder Sozialleistungen und deren Finanzierung befragt. Statt Einstellungsunterschiede zu politischen Themen zu erheben, misst die Studie die emotionale Bewertung von Personengruppen mit entgegengesetzten politischen Ansichten. Dafür wurden Befragte hinsichtlich der eigenen Position zu einem Thema befragt und zu ihren Gefühlen Andersdenkenden gegenüber.
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