«Auch wenn es wehtut»: Streichs «Basta» bei Transfers
Christian Streich ist angespannt. Trotz seiner mittlerweile mehr als elf Jahre in der Fußball-Bundesliga ist der erste Spieltag einer neuen Saison und damit der Auftritt am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei der TSG 1899 Hoffenheim für ihn besonders. Diesmal auch deswegen, weil in der Sommerpause beim SC nicht alles so lief, wie Streich sich das gewünscht hätte. Ihm fehlen Optionen für die Offensive, einen weiteren Neuen neben dem verletzten Junior Adamu haben die Badener noch nicht geholt.
«Es ist die Frage, wie weit lässt du dich treiben?», sagte Streich am Donnerstag. Die hohen Summen auf dem Transfermarkt hätten einige angedachte Verpflichtungen des Sport-Clubs zunichtegemacht. «In gewisse Risiken gehen wir nicht. Basta. Fertig. Und so ist es richtig. Auch wenn es uns ein bisschen weh tut», gab der Coach zu und verriet: «Zwei, drei Sachen sind nicht realisierbar gewesen.» Es gebe zu viele Vereine, «die für gute Spieler Summen zahlen, die den Rahmen sprengen.»
Dabei wünscht sich Streich, seit dem Aufstieg von Heidenheim mit Frank Schmidt nicht mehr dienstältester Bundesliga-Coach, Neuzugänge für die Offensive. «Wir hatten schon ein paar auf dem Zettel, wo ich dachte, die Leute sind begeistert», erklärte Streich. Im vorderen Bereich sind wir «nicht so viele», klagte er. Die Alternativen seien «im Moment nicht so groß». Und gerade in der Offensive bräuchten die Badener viel Energie. «Von dem her ist man auch ein bisschen angespannt», gab er zu.
In der vergangenen Spielzeit hatten die Südbadener erneut überzeugt. Zum zweiten Mal nacheinander qualifizierte sich die Streich-Truppe für die Europa League. Lange war sogar der erstmalige Sprung in die Champions League realistisch. Die Außenseiterrolle haben die Breisgauer 30 Jahre nach dem ersten Bundesliga-Aufstieg längst abgelegt.
Nun müssen die Breisgauer das Karriereende von Bundesliga-Rekordjoker Nils Petersen verkraften, der sportlich aber nicht mehr die wichtigste Rolle spielte. Woo-yeong Jeong zählt inzwischen zum Kader des VfB Stuttgart.
Und der österreichische Nationalstürmer Adamu, von RB Salzburg zu den Badenern gewechselt, ist noch immer nicht so weit, dass er die Fans der Freiburger schon bald begeistern könnte. Wegen seiner Patellaspitzenbeschwerden trainierte der 22-Jährige erst in dieser Woche erstmals teilweise mit der Mannschaft. Streich rechnet vorerst nicht mit ihm. In wie vielen Wochen Adamu dabei sein könne, könne er nicht beantworten.
Beim mühsamen 2:0 gegen Fünftligist SV Oberachern im DFB-Pokal, dem ersten Pflichtspiel nach der Sommerpause, sprang Christian Günter als Schütze des Führungstreffers in die Bresche. Der Kapitän könnte in Hoffenheim mit seiner Schiene am gebrochenen Arm sogar in der Startelf stehen. Die Verletzung des Nationalspielers ist aber auch ein Grund, warum Streich mit Blick auf die Vorbereitung haderte: «Wir hatten ein paar Unwägbarkeiten, die mir nicht gefallen haben. Wir hatten zu viele Spieler, die nicht durchgängig auf dem Platz waren.»
Und so ist Streich nun «sehr, sehr gespannt» auf Samstag. «Man hofft sehr, dass man gut in die Saison startet», sagte der 58 Jahre alte Coach: «Man hat null Punkte. Diese Zahl will man unter allen Umständen verändern.»
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