Formel-1-Rennen in Tübingen

Meine Heimatstadt Tübingen ist wirklich wunderschön. Wenn ihr Tübingen mal besuchen wollt, dann macht das doch samstags, denn da kostet das Busfahren nichts. Wusstet ihr, dass die Busse in Tübingen zaubern können? Kaum steige ich vorne in den Ziehharmonika-Bus ein, schließt sich die Tür und der Zauberer – äh Busfahrer – beschleunigt, als wolle er ein Formel-1-Rennen gewinnen. Mich katapultiert es deshalb innerhalb von nicht mal einer Sekunde von ganz vorne bis auf die Bank ganz hinten im Bus. Und auf dem Weg dorthin habe ich fünf Schultern, sieben Oberschenkel, zwölf Nasen und drei Weichteile unfreiwillig berührt.

An Tagen, an denen das Busfahren nicht gratis ist, passieren übrigens auch Dinge, die man so noch nicht gesehen hat. Dann muss man ja am Fahrkartenautomat im Bus eine Karte lösen. Eine ältere Dame steigt ein, geht zum Automaten, wirft Geld ein – und plötzlich tritt Lewis Hamilton am Steuer das Gas wieder gefühlt ganz durch. Ich habe noch nie eine Dame über 60 gesehen, die den Flickflack so graziös beherrscht. Ich habe auch schon Menschen entdeckt, die des Busfahrens mächtig sind. Wahrscheinlich, weil sie dies öfter tun. Sie halten sich schon beim Einsteigen an den Stangen fest und beim Raketenstart von null auf hundert hangeln sie sich durch den Bus wie die Gorillas in der Wilhelma.

Liebe Busfahrer, wir sind nicht auf der Flucht, wir wollen nur heil von A nach B kommen. In diesem Sinne: bis später und schönes Wochenende!

Euer Ostermann